4. November
21.11.1954 / Seite 1 / Allgemein

Nie wieder deutscher Militarismus

Allseitige Zustimmung zum sowjetischen Vorschlag über kollektive Sicherheit / Rede Prof. Dr. Kamnitzers

Von unseren nach Stocliholm entsandten Korrespondenten Karl Kr ahn und Dietmar Rehs chun

Stockholm. Im Vordergrund der Reden von Vertretern zahlreicher europäischer Länder auf der Tagung des Weltfriedensrates in Stockholm standen am Donnerstag und Freitag der wegweisende sowjetische Vorschlag zur kollektiven Sicherheit, die leidenschaftliche Kampfansage gegen ein Wiedererstehen des deutschen Militarismus und die Unterstützung der friedlichen Wiedervereinigung Deutschlands durch die Völker. Besonders eindringlich sprachen die Vertreter der Sowjetunion, Polens, der CSR, Ungarns, Rumäniens und Belgiens, die durch den deutschen Faschismus und Militarismus unermeßlich großes Leid erdulden mußten.

Am Freitagnachmittag begann die Erörterung des zweiten Punktes der Tagesordnung, der die Einmischung fremder Mächte in verschiedene Teile Asiens betrifft.

Im Namen ihrer Länder forderten Jan Dembowski (Polen), Josef Hromadka (CSR), Stephan Milcon (Rumänien), Gordon Schaffer (Großbritannien), Isabelle Blume (Belgien), Sigridur Thorwaldsson (Island) und der Metropolit von Krutizy und Kolomna, Nikolai, einmütig ein System der kollektiven Sicherheit für Europa. Auch die Vertreter außereuropäischer Länder, wie Jichiro Matsumoto (Japan), Gabriel d'Arboussier (Afrika) und Tsai Ting-kai (Volkschina) unterstützten warm die sowjetischen Vorschläge.

Übereinstimmend bezeichneten die Sprecher der Völker als dringlichstes Gebot der Stunde und als den Schlüssel zur kollektiven Sicherheit in Europa und in der Welt die Verhinderung der Aufrüstung Westdeutschlands. ,.D;e Wiederaufrüstung der deutschen Militärs", sagte der Sprecher des polnischen Volkes, Jan Dembowski, „ist eine Herausforderung der Völker. Die DDR beweist, daß das deutsche Volk in Frieden neben anderen Völkern bestehen kann." Vom Kongreß herzlich begrüßt, ergriff als Sprecher der deutschen Delegation Prof. Dr. Kamnitzer das Wort. Er erklärte: „Wir sind es der Welt, unserem Volk und unseren Nachbarvölkern schuldig, öffentlich zu warnen: Wenn man den Mächten und den Männern, die es Hitler verübeln, daß er den letzten Krieg verloren hat, wieder Waffen in die Hand drückt, dann wird der gleiche Auftakt auch das gleiche Verhängnis heraufbeschwören. Deutschland steht wieder am Scheidewege. Es kommt jetzt darauf an, daß der allgemeine Widerwillen gegen die militärische Lösung der deutschen Frage in einen organisierten Widerstand des deutschen Volkes gegen die Pariser Verträge verwandelt werden muß." (Weitere Auszüge aus der Rede siehe Seite 5.)

Im Namen der friedliebenden Christen richtete Metropolit Nikolai an alle Religionen der Welt den eindringlichen Ruf, gemeinsam den Frieden der Erde zu verteidigen.

Zum Abschluß der Freitagvormittagsitzung verlas der Dckanvon Canterbury, Dr. Hewlett Johnson, eine Botschaft des stellvertretenden Bürgermeisters der britischen Stadt Coventry, in der es heißt: „Wir wünschen volle Erfolge der Arbeit des Weltfriedensrates 7.ur Errichtung eines dauerhaften Friedens, der der Grundsatz aller Nationen und Völker sein muß."

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