4. November
21.11.1974 / Seite 1 / Ausland

Begegnung mit Arbeitern in Iraks Erdölzentrum Kirkuk

# Horst Sindermann: Reichtum des Landes dient allen antiimperialistischen Kräften in der Welt # Vorsitzender des Ministerrats der DDR gab Empfang zu Ehren Saddam Husseins im Bagdad-Palast

Von unseren Sonderberichterstattern Günter Böhme und Wolf gang F i n c k

Bagdad. Der Besuch auf den 1972 nationalisierten Erdölfeldern von Kirkuk war eindrucksvoller Höhepunkt am dritten Tag des Irak-Aufenthalts des Vorsitzenden des Ministerrates der DDR, Horst Sindermann, und seiner Begleitung. Von der Leitung der irakischen Erdölgesellschaft IOOC und den Erdölarbeitern Kirkuks herzlich begrüßt, besichtigten die Gäste die verschiedenen Anlagen des staatlichen Unternehmens. „Die irakische Revolution", so stellte Horst Sindermann nach der Besichtigung fest, „hat mit der Nationalisierung ihrer Erdölquellen dem Imperialismus ein Machtmittel aus der Hand geschlagen. Heute dient dieses Erdöl dem irakischen Volk, dient dem Fortschritt der arabischen Völker und allen antiimperialistischen Kräften in der Welt." In Bagdad wurden am Mittwoch die Beratungen über spezielle Fragen der Zusammenarbeit beider Länder weitergeführt. Am Abend gab der DDR-Ministerpräsident in seiner Residenz, dem Bagdad-Palast, zu Ehrendes stellvertretenden Vorsitzenden des Revolutionären Kommandorates der Republik Irak Saddam Hussein einen Empfang.

Nach 25minütigem Flug mit einer Sondermaschine der Iraqi Airways treffen Horst Sindermann und die ihn begleitenden Persönlichkeiten am Mittwoch früh in dem im Norden des Zweistromlandes gelegenen größten und wichtigsten Erdölgebiet Iraks, in Kirkuk, ein. Die kurze Fahrt zum Sitz der staatlichen Erdölgesellschaft vermittelt einen Eindruck von der aufstrebenden, heute bereits 200 000 Einwohner zählenden Stadt, der viertgrößten Iraks. Die herzliche Begrüßung im Klubhaus der IOOC ist verbunden mit einer Fülle von Informationen. Generaldirektor Abdul Sattar al Rawy erläutert an mehreren Karten Umfang und Geologie dieses Reviers, das mit seiner Förderleistung von derzeit 60 Millionen Tonnen jährlich etwa zwei Drittel des gesamten irakischen Aufkommens liefert. Bekanntlich wurden diese Felder bis Ende Mai 1972 von der Iraq Petroleum Company (IPC) ausgebeutet, in der US-amerikanische, britische, französische und niederländische Konzerne liiert'waren.

Von Kirkuk aus wird das „schwarze Gold" in zwei Pipelines zu den Mittelmeerhäfen Banias (Syrien) und Tripoli (Libanon) gepumpt. Eine weitere Leitung versorgt Bagdad — und zwar vorwiegend mit Gas. Zahlreiche Pläne über den Ausbau von Kirkuk und seiner ölförderung liegen bereits vor. Die Produktion soll bis 1976 auf 100 Mio Tonnen pro Jahr steigen, und auch die Errichtung neuer Pipelines ist vorgesehen.

Voller Stolz zeigen dann zu Beginn der Rundfahrt die irakischen Gastgeber ihren Freunden aus der DDR die' Ölquelle K 197, das erste Bohrloch, das nach der Verstaatlichung der IPC innerhalb von zwei Wochen fündig geworden war. Mit Dankbarkeit erwähnen sie, daß die Sowjetunion rriit einem Großkauf den Boykott der imperialistischen Monopole unwirksam machte und ein Tanker aus der DDR am Endpunkt der Pipeline in Banias das erste nationale Erdöl aus Irak bunkerte; seitdem trägt K 197 den Namen „Quelle des Friedens und der Solidarität". 6000 Barrel bringt sie täglich.

Wenige Kilometer von hier führt der Weg über eine Wüstenstr 3e zu einem „ewigen Feuer". Seit tausend Jahren — so wird berichtet — brennt hier die Erde, eine Folge des aus dem Boden tretenden Gasüberdrucks. Historischer Boden wird an der Quelle „Baba Gurgur" (Vater der Flammen) erreicht. Im Oktober 1927 wurde aus ihr erstmals in Irak Erdöl gefördert. 1940 schlössen die Briten diese Quelle, und nur unter

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